Gepflegtes Dilettantentum - wie ich handwerkle

Wir haben einen kleinen Garten samt halbmarodem Gartenhäuschen. Da fault so die eine oder andere Dachlatte vor sich hin, in die Wand haben sich Mäuse und anderes Getier Löcher genagt. Und im Boden, ohje, da krachen die Dielen durch und zerfasern in der Mäusekacke. Mit ein bisschen Handwerksgeschick kann man da was draus machen, hier und da ein bisschen flicken, Bretter auswechseln, Dachpappe oben drauf - und schon hält das Ding eventuell noch ein paar Jahre. Nur ist die Sache mit der handwerklichen Begabung in unserer kleinen Familie leider sehr gleich verteilt: wir Großen können beide fast nichts, Tendenz gegen Null.

Was schade ist, denn mein Vater ist ein begnadeter Handwerker, er macht alles selbst, ob innen oder außen, nur leider hat er mir wenig davon vererbt. Oder wenig davon beigebracht. Ich war zwar oft dabei, jedoch eher in der Rolle der Operationsassistentin. „Tupfer! Schraube! NEIN, nicht die, die andere!“ Beim Bohren hielt ich den Staubsauger.

Das Bohren habe ich über die Jahre gelernt. Mit den restlichen Handwerksfähigkeiten sieht es nach wie vor mau aus. Und so steh ich also vor unserer hübschen Hütte und bin heillos überfordert. Der Mann ist keine große Hilfe. Er ist auch eher der, den den Bohrstaub wegsaugt. Wer kann helfen? Alle, die so was können, sind schwer beschäftigt. Bis auf meine Kollegin fällt mir zudem nicht eine Frau ein, die ich fragen könnte. Und professionelle Hilfe scheidet aus, ich möchte nicht all zu viel Kohle in die Hütte investieren.

Also: Muss ich wohl selbst ran. Und ich fange mit dem einfachsten an, dem Boden. Ohne Plan. Es gibt ein paar Dachlatten von der Vorbesitzerin, die säge ich zu. Wie gut, dass das Wetter kaum jemand ins Gärtchen lockt, so kann ich völlig unbeobachtet mein Dilettantentum ausleben. Die Säge hakt, ich schwitze wie blöd, aber irgendwie klappt es dann doch. Das Holz reicht sogar, vorher gemessen hatte ich natürlich nicht. Am Schluss bin ich so motiviert, dass ich an den Wandteilen sogar die Ecken aussäge, so dass es haargenau passt. Also fast jedenfalls.

Arbeitschaos

Arbeitschaos

Wie es in den Löchern aussieht, wollt ihr nicht wissen, und es ist alles ein bisschen krumm und schief. Aber hey! Es ist mein erster selbst verlegter Boden. Und wisst ihr was: Ich bin höllenstolz darauf! Als nächstes kommt das Dach.

Vorher - Nachher

Vorher - Nachher

Und liebe Eltern, Tanten, Onkel, Omas, Opas, Freundinnen, Freunde: Wenn ihr was könnt, dann zeigt es doch den Kindern. Die sind froh, wenn sie nicht nur die Staubsauger-Halter/innen spielen müssen. Wenn nicht jetzt, dann vermutlich irgendwann mal später.

Nachtrag: Ich hätte erwähnen können, dass wenigstens das Töchterchen ein „bisschen handwerkerinnenmut“ besitzt, beschwert sich eben dieses via Facebook. Ja, da hat sie recht! Und ich habe es nun erwähnt! ♥!!

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15 Antworten zu Gepflegtes Dilettantentum - wie ich handwerkle

  1. frifris schreibt:

    Oh, das mit dem Staubsaugerhalten kenne ich auch (also von meinem Mann, der „durfte“ das bei seinem Stiefvater zuhause), scheint wohl doch ein bekannteres Phänomen zu sein. Ich wünsche mir im Nachhinein auch, ich hätte mir mehr zeigen lassen… zumindest mein ältester Bruder wollte immer, dass er mir irgendwas nicht nur flickt, sondern auch zeigt wie ich es selbst mache (und ich war immer zu faul!). Tja..
    Der Boden sieht super aus! Großes Lob! Wenig ist so befriedigend wie das Ergebnis der eigenen Hände Arbeit (puh, das hört sich schrecklich pathetisch an - und ich meine es auch noch so, auweia).
    LG frifris

  2. Bebe schreibt:

    Yeah! Stolz!!!
    Da erinnere ich mich gleich, als beim Umbau von Dachbodenboden im Wohnprojekt würde mir gleich am ersten Tag gesagt: “ Die Mädchen müssen auch die Kreissäge benutzen lernen“. Habe ich! Und es macht Spaß! :)

  3. Frische Brise schreibt:

    Sieht doch gut aus! Tschakka, das schaffst Du!

    Jahrelanges Alleinerziehendendasein hat mich so ziemlich alles gelehrt. Meine Altbauwohnung war sozusagen ein Rohbau. Ich habe Wände verspachtelt, tapeziert, gestrichen, gebohrt, Lampen angebracht usw.

    Und auch jetzt noch bin ich fürs Renovieren zuständig ;-)

    Macht einfach Spaß!

  4. evakarel schreibt:

    du bist eine Heldin!

  5. Pfeffermatz schreibt:

    Bravo, sieht super aus!

  6. cloudette schreibt:

    @frifris & bebe & Eva & Pfeffermatz: Danke euch!!! Und ja: es IST befriedigend. Bin ein stolzes Huhn heute ;-)
    @frische Brise: cool! Ich war ja auch ewig allein erziehend (und meine Freunde waren ähnlich praktisch veranlagt wie ich … delegieren ging also auch nicht), aber ich habe es immer geschafft, mich in Provisorien einzurichten. Bohren & Streichen geht. Aber die richtig kreativen & komplizierten Sachen: No. Aber Tschaka: Es ist ja nicht zu spät! Auf geht’s!!!

  7. vierachtel schreibt:

    Hey, das ist ja toll! Und gleich ein Fußboden.
    (Ich habe mir nach einem handwerklich begnadeten Vater irgendwie immer Männer mit echtem Werkeltalent gesucht. Glück. Ich kann auch nicht viel mehr als bohren, dübeln, malern. Obwohl, wenn man mich ließe… Im Osten hatten wir außerdem Werkunterricht. Eine gute Grundlage.)

  8. Lotti Katzkowski schreibt:

    Super! Der Boden ist echt schön geworden. Dann klappt der Rest auch noch.
    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das alles kein Hexenwerk ist. Frau muss sich nur trauen und Spaß kann das auch machen.
    Ich hab das große Glück, dass ich aus einer sehr pragmatischen Familie stamme und aus einer Gegend, wo jeder sein eigenes Haus baut. Da konnte ich viel mitnehmen. Zum Glück durfte ich in der Beziehung auch nie hören, dass ich ja nur ein Mädchen bin. Mein Papa hat mir auch so alles gezeigt. Allerdings hat es mich auch interessiert. Wäre sonst vllt anders gelaufen.
    LG Lotti

  9. cloudette schreibt:

    Danke danke! *rotwerd*
    @Lotti: Ja, man denkt das halt vorher immer - und dann ist’s doch gar nicht so schwer, hex hex!
    Mein Papa hat ja, soweit ich mich erinnere, den Mädchenspruch auch nie gebracht. Vielleicht hatte er einfach keine große Geduld & wollte alles fix fertig machen (braucht mit Kind halt dann doch immer länger) …

  10. Greta schreibt:

    Das sieht ja wirklich gut aus! Wow! Dann viel Erfolg weiter!

  11. meineschreibblockadeundich schreibt:

    Hey, klasse! Da wäre ich auch höllenstolz! Bei uns war es meine Mutter, die alles reparieren konnte, aber gelernt habe ich von ihr nur das Kochen :(. Dafür hat mir das Schicksal immerhin einen geschickten Mann beschert.

    Viel Erfolg beim Dach! wünscht
    Marie

  12. meggie schreibt:

    Toll! ich weiß genau was du geleistet hast - alleine die ganzen Zweifel: das am liebsten-mittendrin-aufhören-wollen - weil das doch alles wahrscheinlich nicht´klappt - das zu überwinden: Respekt!
    drück dich!

  13. grenzgebiete schreibt:

    Das sieht doch schon super aus! Beim Handsägen ist entscheidend,nicht zu drücken,vor allem nicht nach unten, sondern nach vorne zu schieben und zurück zu ziehen, möglichst über dasganze Sägeblatt, damit die Mitte nicht so schnell stumpf wird und du die Länge des Blattes ausnutzt. Sollte eigentlich weich gehen, kein Gezerre und Geziehe geben. Wenn doch, st vielleicht das Sägeblatt stumpf. Mit einer elektrischen Stichsäge geht es bestimmt auch einfacher als per Hand.Die Dinger sind nicht so teuer. Ich hab mir mal eine für rund € 20 gekauft, verwende sie ja auch nicht täglich.
    Weiterhin viel Erfolg, und großes Lob! Toll!
    LG, Ulrike

    • cloudette schreibt:

      Danke schön - auch für die guten Tipps! Das werde ich beim nächsten Mal beachten. Elektr. Säge geht im Garten nicht, weil wir kein Strom haben, aber manuell hat es ja auch ganz gut geklappt.

  14. Die Garten-Nachbarin schreibt:

    Warum hast du mich nicht gefragt? So unbegabt bin ich gar nicht. Und Zeit hätte ich sicher auch gefunden….

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