Fotos archivieren oder: Mein digitales Chaos

Damals, vor vielen Jahren, als ich meine erste Kamera bekam und mit dem Fotografieren loslegte, lief es noch so ab: Film in den Fotoapparat reinfriemeln, 24 oder 36 mal abdrücken, Film raus. Zum Fotogeschäft laufen, Film abgeben, ein paar Tage warten, Fotos & Negative abholen. Das war immer eine spannende Sache, denn man wusste ja nie, was dabei rauskam und ob die Bilder was geworden waren. Die abgezogenen Fotos sammelte ich in einer Kiste, in sehr guten Zeiten klebte ich sie sogar in langen Abendaktionen in ein Album. Die Negative - und jetzt kommt’s - habe ich ab 1983 alle (!) schön säuberlich in Pergaminhüllen eingeordnet, diese beschriftet und durchnummeriert, abgeheftet und im Register zur Seitennummer das Datum und die Hauptmotive vermerkt.

Krass. Ich kann es heute fast selbst nicht mehr glauben. Bis 2003 ging das so. Jahr für Jahr. Manchmal musste ich ein paar Monate nacharbeiten, aber rückblickend ist alles ordentlich sortiert. Was super war, denn ich habe einige Jahre lang selbst s/w-Fotos abgezogen in meiner kleinen Dunkelkammer, die ich 2-3 mal im Jahr in meinem Bad aufbaute. Meistens kurz vor Weihnachten, um Geschenke für die Familie zu produzieren. Da war ein geordnetes Negativarchiv sehr sehr hilfreich.

Hübsch ordentlich sortierte und beschriftete Negative

Hübsch ordentlich sortierte und beschriftete Negative

2003 wird das analoge Archiv immer dürftiger, in meiner großen Fotokiste gibt es noch vereinzelte Negative von den Jahren danach, sortiert ist hier nichts mehr. Ich bin auf die Digitalfotografie umgestiegen, ganz klar. Und seither läuft es komplett aus dem Ruder. Zwar bietet die digitale Welt wunderbare Werkzeuge für die Bildverwaltung. Man kann Metadaten hinzufügen, Schlagwörter, GPS-Koordinaten, wasweißich, kann das Archiv nach diesen durchsuchen und schwuppdiwupp bekommt man z. B. alle Fotos ausgespuckt, die man von Tante Erna in Hintertupfingen geschossen hat.

Ganz einfach, oder? Tatsächlich sieht das bei mir aber so aus: Meine Bilder sind auf ca. 7 verschiedenen Geräten verteilt: 3 externen Festplatten, 1 uraltem Mac vom Mann (der sich nicht mehr aufladen lässt), 2 Linux-Notebooks und neuerdings auch noch auf meinem Rechner im Büro (fragt nicht!). Natürlich liegt nicht überall derselbe Datenbestand, dieselbe Kopie, das wäre ja zu einfach. Aber auch nicht überall etwas anderes, so dass ich einfach alles zusammenkopieren könnte. Nein. Nein. Vielmehr habe ich an manchen Stellen angefangen zu sortieren, Ordner umzubenennen, Fotos von a nach b zu verschieben und an anderen nicht. Verschlagwortet habe ich noch kein einziges Foto. Wird also nichts mit Tante Erna.

Es ist ein totales Chaos. Es. ist. einfach. schrecklich.

Vor jedem neuen Überspielen von Bildern nehme ich mir vor: dieses Mal alles hübsch in entsprechend benannte Ordner abzuspeichern. Was ich dann mache, immer, weil ich gerade keine Zeit habe oder faul bin: Alle Bilder in einen Ordner kippen, diesen “NeueKamera1” oder ähnlich bescheuert zu nennen. Und den Rechner wieder zuzuklappen.

Die Anzahl der Bilder geht in die Tausende, ein digitaler Mount Everest türmt sich auf meinen Rechnern. Denn mit dem Abschied von der analogen Fotografie kam auch der Abschied von den geordneten 24 - bis 36-Bilder-Serien. Früher überlegte ich mir tatsächlich noch bei jedem Foto: Ist es das wert, soll ich abdrücken? Jetzt wird geknipst, was das Zeug hält. Und so gibt es locker  254 verschiedene Fotos von einem einzelnen Event. Alleine von unserer Elternzeitreise 2011-2012 gibt es mehr Fotos als alle Bilder aus den Jahren 1983-2003 zusammengerechnet. Wahnsinn. Das schaut sich doch kein Mensch mehr an. Und auch diese Bilder sind chaotisch über 3 Geräte verteilt, was mich vor Kurzem echt zum Verzweifeln gebracht hat.

Ich verabschiede mich derzeit von dem Gedanken, hier noch einmal Ordnung reinzubekommen. Es sei denn, es programmiert mir jemand ein intelligentes Programm, das mir das ganze Chaos lichtet. Oder es hat hier jemand einen grandiosen Tipp? Oder ich ziehe mich 3 Wochen in eine Höhle mit Stromanschluss zurück und widme mich dem Sortieren. Unwahrscheinlich. Es bleibt nur: Mir noch einmal vorzunehmen, ab jetzt besser zu strukturieren. Und vielleicht auch einfach mal nicht so viel zu fotografieren, das würde auch etwas helfen.

Was ich aber immerhin zum allerersten Mal geschafft habe: 3 digitale Alben zu gestalten mit einem Teil der Elternzeit-Tour-Fotos. Ich habe sogar eine Software gefunden, die unter Linux vernünftig läuft, das Ganze ist sehr einfach zu bedienen, man muss sich nur ein paar Stunden auf den Hintern hocken, Fotos auswählen, sich für ein Layout entscheiden. Ein Glück habe ich ein bisschen Tagebuch geführt und E-Mails geschrieben, so dass ich einiges rekonstruieren konnte. Die Bücher sind echt schön geworden. Jetzt haben wir was zum Anschauen & Erinnern.

Mein nächstes Projekt ist nun, für Kind2 ein Fotoalbum anzufangen, ganz klassisch auf Papier, damit es mitwachsen kann. Für Kind1 habe ich über Jahre hinweg eines geführt und sie schaut es bis heute gerne an. Es gibt ja bisher erst 384852 Fotos von Kind2, das müsste also noch zu schaffen sein, wenn ich bald damit beginne ^^.

Fotobücher von unserer Elternzeit-Tour. Geschafft!!!

Fotobücher von unserer Elternzeit-Tour. Geschafft!!!

Über cloudette

Irgendwas mit Familie, Feminismus & Firlefanz
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14 Antworten zu Fotos archivieren oder: Mein digitales Chaos

  1. Nesselsetzer schreibt:

    Jaaa, das kenne ich. Bei rd. 10.000 Analogfotos (ich hatte mal ein Fotogeschäft*seufz) und ebenso vielen Digitalfotos hatte ich schon immer Schwierigkeiten, die Fotos einem Thema zuzuordnen. Vor allem im digitalen Bereich habe ich mir glücklicherweise frühzeitig ein System überlegt, welches zwar nicht optimal, aber immerhin ordentlich ist. Ich ordne die fotografierten Bilder immer dem entsprechenden Tagesdatum zu. Sobald ich wieder eine Serie fotografiert habe, lege ich einen Ordner mit dem entsprechenden Datum an und kopiere die Bilder von diesem Tag dort hinein. Dazu lege ich das Datum rückwärts an, bspw. 2013-11-15, also JJJJ-MM-TT, so dass sich dann bei der Ansicht der Ordner eine chronologische Sortierreihe ergibt. Das sieht dann so aus
    2013-08-05
    2013-08-13
    2013-11-15
    Das ganze kann man dann noch in jährliche Überordner stecken.

    Das System hat sich insofern bewährt, dass man zumeist immer ungefähr weiss, in welchem Zeitraum bestimmte Fotos gemacht wurden, und solche Ordner sind ja zumeist dann auch schnell durchsucht.

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    • Bebe schreibt:

      Ich mache auch so, aber zusätzlich mit einem Schlagwort.
      20130805_Schwarzwald

      Nun, wenn ich die Fotos danach bearbeite, landen die manchmal in anderem Ordner am anderem Rechner und alles geht durcheinander. Dazu kommt noch, dass ich oft die Fotos nur auf die Festplatte kopiere und das war’s dann. Keine Bearbeitung, keine Aussortieren, keine Abzüge. Chaos und Unmengen von Dateien die niemand anguckt.

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    • cloudette schreibt:

      Das hilft schon viel, super. Noch besser ist es mit einem Schlagwort a la Bebe, das wäre richtig toll, wenn ich so ein System hinbekäme. Wenn ich überspiele, habe ich meist die Bilder von mehreren Tagen auf der Speicherkarte (die werden ja auch immer größer), und die Zeit, das auseinanderzuklamüsern habe ich mir bisher nicht genommen.
      (Ich bräuchte außerdem noch ein Synronisierungs-Programm für die Backups auf die Festplatte. Hach.)

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      • Nesselsetzer schreibt:

        Ich weiss ja nicht, was für eine Kamera Du hast. Meine uralte Olympus speichert im Bildnamen auch das Datum ab, zumindest verkürzt. So werden die Bilder etwa P3020001 genannt, wobei ich dann herauslesen kann, dass dieses Bild am 2. März geschossen wurde (das “P” ist bedeutungslos). Für Okt-Dez. steht dann statt der Zahl ein Buchstabe (im Sinne des Hexadezimalsystems) von A-C, also bspw. PB150007. Das Bild ist dann das siebte vom 15.11. Insofern kann man damit auch über mehrere Tage oder Monate Bilder auf der Speicherkarte lassen und sie immer noch identifizieren. Allerdings sollte man am Jahresende die dann doch einmal leeren. Das Jahr wird ja nicht mit angezeigt😉

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        • cloudette schreibt:

          So, jetzt habe ich nachgeschaut. Meine Kamera zählt einfach durch. Von 1 bis xy. Das Datum kann ich nur den Metadaten entnehmen (aber immerhin).

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      • Bebe schreibt:

        Du konntest dir vornehmen, dass zum Beispiel jede 3 Monate kopierst du die neue Ordner auf die Festplatte. Im Kalender vormerken und sich dran halten?

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  2. Bebe schreibt:

    Die Bücher sehen toll aus!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Mit dem digitalem Chaos geht es mir auch so. Allerdings, habe ich mittlerweile aufgehört Fotos zu machen aber auf Dauer ist das auch keine Lösung. Ich habe auch nie so gedacht, aber das stimmt: man hat damals in 24-36- Foto-Serien gedacht und sich mehr untereinander ausgetauscht (z.B. nach gemeinsamen Urlaub). Meine Eltern haben so ein Schuhkarton, wo die Abzüge wohnen. Wir machen es gerne und regelmäßig auf. Fotos sind nicht sortiert aber jede Beschriftet mit Datum und Ort, das reicht schon. Leider, bin ich sogar nicht zu meinem eigenem Schuhkarton gekommen. Schade.

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    • cloudette schreibt:

      Danke! Du darfst (musst!!!) sie an Silvester anschaun😉 Und wie: Du machst keine Fotos mehr? Das geht nun aber auch nicht!!!

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      • Bebe schreibt:

        Anschauen gerne!!

        Ich benutze meine Spiegelreflex-Kamera nicht mehr so viel. Seit Monaten liegt es verstaubt in der Ecke. Ich knipse was ab und zu mit der kleine Kamera aber das sind meistens keine gute Fotos mehr. Vielleicht habe ich vorher zu viele Fotos gemacht und brauche Pause?

        Übrigens, so ein Doku-System brauche ich auch für meine Zeichnungen. Mein Archiv ist da noch chaotischer als die Fotos. Riesige Dateien, mehrere Versionen, Scans. Ich brauche dringen eine Festplatte! Zum Glück Neujahr kommt bald. Dann kann man alles neu anfangen, nicht wahr?😉

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  3. Kim Kaefer schreibt:

    ich sehe das hier gerade zufällig; falls noch akut:

    Das Datum-System gibt es auch automatisch. Früher hätte ich Adobe Lightroom empfohlen; das ist m.M. nach immer noch das beste für Verwaltung und Bearbeitung (auch für Fotobücher mit den entsprechenden Layoutmöglichkeiten). Leider sind die aktuellen Versionen sehr langsam, und niemand weiß, ob LR langfristig als Kaufversion auf dem Markt bleibt.
    Es gibt aber - open source - Alternativen. Einfach mal googeln (“LR Alternativen)” und gucken, was am besten paßt. Für Linux funktioniert es i.d.R. sogar besser.

    Auf jeden Fall läuft es im Prinzip so wie bei Lightroom. Die Standardeinstellung ist der Tagesordner, Duplikate mit demselben Namen können ignoriert werden. Wenn Du also einmal eine ausreichend große externe Festplatte besorgst und Deine gesammelten Werke dorthin kopierst, wird ein Katalog angelegt, der Jahresarchive mit täglicher Unterteilung anlegt. Die Tagesordner können umbenannt werden, indem z.B. der Anlaß hinten angehängt wird. Darüber hinaus sind u.a. Sammlungen möglich. Ohne Kopien oder Verschieben hat man dann z.B. die Gartenfotos aus 10 Jahren oder Kind 1, 2, 3 etc auf dem Schirm. Natürlich geht noch viel mehr, aber da kann man bei Bedarf für einzelne Anlässe differenzieren.
    Beim Überspielen gibt es noch ein paar Details zu berücksichtigen. Falls Bedarf, bitten melden.
    Viel Glück!

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    • cloudette schreibt:

      Vielen Dank, Kim! Inzwischen archiviere ich meine Bilder unter Linux mit DigiKam - ich lasse beim Importieren automatisch datierte Ordner erstellen und ergänze diese anschließend mit dem Ereignisnamen. Das klappt recht gut. Mein alter Datenberg der letzten Jahre dümpelt natürlich immer noch vor sich hin, da gibt es inzwischen ja 10534 Backups, völlig unstrukturiert. Vermutlich werde ich das einfach nie sortieren.

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      • Kim Kaefer schreibt:

        Klingt gut! Läuft bei mir genau so.
        Auf diese Weise kannst Du auch nach und nach Deine Altbestände (auf ext. HD!) importieren; ordnet sich ja dann von selbst. Im schlimmsten Fall hast Du alle Duplikate drin, aber die immerhin direkt hintereinander. Und Du kannst es im Hintergrund laufen lassen.
        Es gibt also durchaus noch Hoffnung, und es ist immer wieder schön, diese Uralt-Fotos zu sehen.
        DIE angesagte Alternative zu LR für Linux ist übrigens “Darktable”.

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