Von hässlicher Hose zum hässlichen Rock – mein 1. DIY-Upcycling-Näh-Projekt

Es war geplant als überschaubares erstes Nähprojekt. Das heißt: Eigentlich war überhaupt nichts daran geplant, es gab nur diese Idee, mir endlich einmal etwas selbst zu nähen. Seit Monaten herrscht hier nämlich Klamottenflaute. Ich kaufe mir keine neuen Sachen mehr, weil mir erstens nichts gefällt, was es so in den 08/15-Läden gibt. Zweites passt mir mit 98%iger Sicherheit das, was mir gefällt, nicht. Und drittens weigert sich mein Gewissen, Zeug zu kaufen, das unter übelsten Bedingungen irgendwo zusammengenäht wurde.  So weit, so klar. Weil ich aber schlecht dauerhaft in meinen mittlerweile ausgeleierten Klamotten das Haus verlassen kann, fing ich an, Second Hand zu kaufen. Wir haben hier einen sehr tollen und ziemlich günstigen Laden. Aber auch das löst ja nicht Problem eins und zwei und mildert höchstens Nummero 3.

Da ich zumindest theoretisch mit Upcycling liebäugele, dachte ich mir, dass ich diese Themen doch gut verbinden könnte. Warum also nicht aus einer alten Hose, die ich sowieso nicht mehr anziehe, einen Rock nähen? Also kurz durch verschiedene Anleitungen gesurft, Nähmaschine rausgeholt, Hosenbeine π mal Daumen abgesäbelt, Naht vorne und hinten aufgetrennt, 2 Dreiecke ausgeschnitten, die ich vorne und hinten einsetzen wollte, und los.

Ich muss vermutlich nicht erwähnen, dass der Unterfaden leer war. Das ist immer so. Aber nicht nur das, die Spulenkapsel wackelte hin und her wie ein Kuhschwanz und machte fürchterliche Geräusche. Also ab in den Nähladen und mir dort die Info geholt, dass die Spulenkapsel hinüber sei und ich meine 20 Jahre alte Nähmaschine gleich ganz entsorgen könne, denn so ein altes Ersatzteil bekomme man eh nicht oder nur mit gaaanz viel Glück. Halbgeknickt zog ich von dannen und bestellte das Teil im Internet, pah, der Nähmaschinenmechaniker hat nämlich alles und lieferte äußerst fix.

Neue Spulenkapsel eingesetzt. Das Ding wackelte wie ein Kuhschwanz und machte üble Geräusche und ich die Erfahrung: Read the fucking manual! Dort kann man bei näherem Hinschauen nämlich einer Abbildung entnehmen, dass man das Ding mit einem Schieber fixieren muss.

Ein paar übel schiefe Nähte, zerklumpte Unterfäden, eine abgebrochene Nadel und viele Flüche später fing ich an, Tutorials anzuschauen. Es gibt da ein paar wirklich schön gemachte bei Pattydoo, genau richtig für totale Anfängerinnen, empfohlen von ringelmiez. Dabei schwante mir so langsam, dass man solche Nähprojekte eventuell ein bisschen planen sollte. Korrekt zuschneiden zum Beispiel. Und dass es hilfreich sein könnte, die Kanten vorm Nähen umzubügeln. Bügeln. Bügeleisen. Mein Bügeleisen, wo war das denn gleich noch? Ich habe 2 Tage lang gesucht, erfolglos. Es war 10 Jahre lang immer in der gleichen Schublade und nun verschwunden. Bis heute. DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN! Hat sich hier denn alles gegen mich verschworen?

Aber so schnell gebe ich nicht auf, also eines ausgeliehen und weitergemacht. Kanten bügeln, zusammenstecken, nähen, Unterfadenverklumpungen großzügig hinnehmen, die Familie mit nicht-jugendfreien Flüchen tyrannisieren. Hundertfünfzig mal den „Rock“ anprobieren, die Erfahrung machen, dass Nähnadeln saumäßig stechen, hundertfünfzig mal die Nähte wieder auftrennen.

Als die Familie kurz davor war auszuziehen, setzte ich den Schlussstich. Zog das Teil an und stellte abschließend fest: Ich habe aus einer hässlichen Hose einen äußert hässlichen Rock genäht. Selbst wenn man die schiefen Nähte ignoriert, geht das Ding gar nicht. Nicht einmal für zuhause. Es spannt am Hintern, wellt sich an den eingesetzten Dreiecken und der Stoff ist nach wie vor hässlich braun.

Also packte ich das Ding kurzerhand in den Altkleidersack. Erfahrung Nr. 3 bis 243: Nähen ist nicht so einfach. Es will geplant sein. Man sollte einigermaßen sauber zuschneiden & arbeiten & vorher den Schreibtisch aufräumen, weil man sonst nicht richtig Platz hat. Es braucht Geduld, viel Zeit und es nützt überhaupt nichts, die Nähmaschine anzuschreien und ihr mit einem Wurf vom Balkon zu drohen.

Frust auf Twitter ablassen, bringt da schon mehr. Nämlich Zuspruch von den #Nähnerds (<3!!!), von denen gleich ein paar zur Stelle waren:

Stimmt. Bei einer meiner ersten Übungsfahrten auf dem Feldweg riss ich zum Entsetzen meines Vaters den Schalthebel seines Opels ab. Ich habe es trotzdem gelernt. Geht doch!

Also, ich gebe hier noch nicht auf! Das wäre doch gelacht. Ich übe. Ich nähe weiter. Und wenn es jetzt erst mal nur Lavendelsäckchen sind. Und Eulen, nunja. Einen sehr zufriedenen Fan habe ich bereits. Kind2 ist von allem begeistert und nimmt meine Produkte freudig entgegen. Und das mit dem Fluchen kriege ich vielleicht auch noch in den Griff (ähm, huhu Schatz?).

Nähprojekt Rock  (urgs) und Eulereien

Nähprojekte Rock (urgs) und Eulereien. Wenigstens alles aus alten Stoffresten.

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8 Antworten zu Von hässlicher Hose zum hässlichen Rock – mein 1. DIY-Upcycling-Näh-Projekt

  1. Katharina schreibt:

    Hirse-Eulen. Böhnchen-Eulen. Kirschstein-Eulen. Ich hätte da noch unendlich viele Eulen-Ideen.

    • cloudette schreibt:

      Krchchch. Wollen wir eine Nähgruppe zusammen aufmachen? Ja?!

      • Katharina schreibt:

        :-D
        Ich bin die, die sich das aller-aller-allerschwerste Schnittmuster auswählt (mit dem Argument: Das wär doch gelacht!) und dann 3 Jahre lang an einer Hose in Grösse 86 rumnäht, die fertig wird, wenn Kind Grösse 122 trägt. So. Ich mag drum saubere Arbeit :-)

  2. C. Rosenblatt schreibt:

    Mir tut das gerade richtig gut zu lesen, dass der Anfang mit viel Flucherei einhergeht.
    Ich habe nämlich auch eine Nähmaschine und bin über „anschmachten“ und „Angst haben nur Quark zu produzieren“ noch nicht hinaus. Da tut es auch mal gut zu lesen, dass es bei niemandem Etsy,Dawanda, Für dich-. stylom gleich tippitoppi ist :3

    Und so eine Lavendeleule…. kannste eine Zillion von machen- es kann nie zu viel davon geben ^^

  3. lotti katzkowski schreibt:

    Genau, lass dich nicht unterkriegen. Ich hätte meine alte Nähmaschine auch schon 1000mal aus dem Fenster schmeißen können. Ich weiß noch genau, wie das am Anfang war. Ständig ist der Faden abgerissen, die Nadel abgebrochen oder es gab Unterfadenchaos.
    Was erstmal helfen könnte: Maschine putzen und ölen, neue Nadel einsetzen, Faden neu einfädeln. (Näht die Maschine auf einem Probeläppchen dann noch keine ordentlichen Nähte, kommst du um eine Inspektion evtl nicht drumrum.)
    Aller Anfang ist schwer und irgendwann, schwupps, weiß eine genau, was wann zu tun ist, die Fehlermeldungen werden weniger und die Nähte sauberer. Und dann kannst du dir wundervolle Sachen auf den Leib schneidern.
    Liebe Grüße

    • cloudette schreibt:

      Danke!! Das macht mir Mut :-)! Meine Schwester hat einmal die Maschine geputzt / geölt und war entsetzt, dass sie das noch nie gemacht habe. Ohoh. Ich werde mich dransetzen!

  4. Pingback: Warum ich an einem wunderschönen Tag zu Hause blieb | cloudette

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