Es begann ganz harmlos mit einer simplen Frage: „Du, sag mal, was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Smartphone und einem iPhone?“, konkretisierte sich langsam in einem „kann man mit so einem Ding eigentlich von überall ins Internet und Fremdwort xy nachschlagen?“, und mündete schließlich in einem bestimmten „ich will auch so eins!!“. Wenige Tage später waren die Eltern stolze BesitzerInnen eines Android Smartphones und baten um eine Einführung. Kein Problem, Google-Konto einrichten, Mails umleiten, Screens bestücken, Basics erklären.
Die ersten Mails waren sehr knapp.
„Wie läuft’s mit dem neuen Handy“, frage ich.
“ Sch“, kommt zurück.
3 Minuten später: „Schei**e, das geht dauernd aus“.
„Dann setzt mal den Display Timeout höher, das geht so und so“, schreibt der töchterliche Helpdesk zurück.
So viele Mails, wie in den darauf folgenden Tagen, gingen zwischen uns wohl noch nie hin und her.
Und seitdem laufen die Treffen mit den Eltern nach sehr ähnlichem Schema ab. Die zweite Frage ist nun (hinter der nach dem Befinden des Nachwuchses): Hast du noch kurz Zeit und kannst uns zeigen, wie man *** macht/wegkriegt/aktiviert/deaktiviert?
Kurz? Klar, immer. Die handgeschriebene Frageliste liegt schon bereit: Wie macht man dies, wie das, wieso, weshalb, warum. Die Liste ist lang, vieles weiß ich auch nicht, muss ich eben mal kurz googlen. Bewaffnet mit Laptop und einem Gläschen Wein wird aus dem „kurz“ dann meist der ganze Abend. Denn ich bin dann ja auch nicht mehr zu bremsen.
Irgendwann klappt es auch ganz gut alles, bloß das mit den Daten, das bleibt suspekt. Wie kriegt man die ganzen Begriffe, die man schon mal gegoogelt hat, wieder weg? Woher weiß das Handy, wo wir gerade sind? So ganz abschalten lässt sich die Datensammelei nicht. Das Webprotokoll mit der Liste der Suchbegriffe deaktiviere ich mal lieber unauffällig, die Eltern sind geschockt genug. Und nachdenklich dazu. Ist ja eines, wenn google den ganzen Kram weiß und einen bald besser kennt als sonst wer. Ist in den Medien ja hinreichend hoch- und runtergebetet worden am Exempel des Lieblingsfeindes „Datenkrake“. Was aber, wenn solche Infos an Leute geraten, die das missbrauchen könnten? Oder wenn der Staat mal kein demokratischer (mehr) ist und Zugriff darauf bekommt? Bzw. jetzt schon nach Daten giert: Auskunftsverlangen, Vorratsdatenspeicherung, ACTA (wenn derzeit auch ad acta) … Das ist ziemlich gruselig.
Irgendwann macht der Papa das Handy aus. 1984 schwirrt in den Köpfen herum, für heute reicht es. Das Handy wird zum Lehrmeister in Datenschutz.
Nicht schlecht. Und Spaß macht es auch.