Kürzlich saßen wir beim Abendessen mit den Eltern, es gab Fisch & Spinat und ein Rest vom Vortag, und plauderten über dies & das, kamen vom Hüpfelchen zum Tüpfelchen. Über die Mama’sche Bemerkung, sie habe meinen Kindergartenfreund P. gesehen, landeten wir bei meiner Kindheit und ich fragte sie, was ich schon lange mal fragen wollte, nämlich ob sie früher auch stundenlang auf irgendwelchen Spielplätzen herumgesessen und ihrer Brut, also uns, beim Spielen zugesehen habe, was sie mit einem „ja schon“, mein Vater mit einem entschiedenen „achwas, dafür hatten wir doch gar keine Zeit!“ beantwortete. Unentschieden also, wobei das Gedächtnis meiner Mutter in solchen Dingen deutlich verlässlicher ist. Wir sprachen über den Kindergarten und die alten Zeiten, als wir in einer Hochhaussiedlung am Rand der Kleinstadt lebten, wo fast jede jede kannte und wo wir Kinder nach dem Kindergarten von Haus zu Haus zogen, um die Freundinnen und Freunde herauszuklingeln. „Ist Peter da?? Darf Patrick raus?“ Wir waren alleine unterwegs, das Viertel war ja recht überschaubar, und überhaupt, das war ja früher ganz normal. Der Verkehr war lange nicht so krass wie heute und alle fuhren viel langsamer, wie der Herr Papa behauptete. Wir landeten also gesprächstechnisch beim Verkehr, den vollgeparkten Gehwegen und vierspurigen Straßen, als meine Mutter meinte:
„Da gibt es doch auch so einen Comic, wo ein Kind an einer fetten Straße steht und zu einem anderen ruft: Wie bist du denn da rübergekommen?“.
„Ach was“, sage ich, „und weiter??“
„Stimmt, und dann sagt das andere: Ich wurde hier geboren“, ergänzt der Papa.
„Was ihr nicht sagt“ hauche ich und staune über das erstaunlich übereinstimmende elterliche Gedächtnis, „und wo gibt es den?“
„Naja, in einer Zeitung war der“, meinen die Eltern unisono.
„Aha. In einer Zeitung. Und in welcher???“
„Weiß nicht mehr wo, aber wir haben ihn aufgehoben.“
„Na, dann sucht den mal. Da bin ich ja gespannt. DER IST NÄMLICH VON MIR!!1!1!!“
Mein Comic in einer Zeitung! So ein einträchtiges Elterngewissen kann sich wohl kaum täuschen. Ich.bin.berühmt! Oder Moment mal: Mein Comic wurde womöglich geklaut!? „Na wartet, dann klage ich, isch prozessiere!“ gröhle ich, da will ich doch mein Stück vom Kuchen abhaben. Ich werde reich!!!!
Der Rest des Abends verläuft unspektakulär.
3 Tage später kommt eine Mail: „Hier ist der Comic als Kopie. Das Original haben wir leider nicht mehr.“ Tja, ihr vielleicht nicht. ABER ICH! Gefunden in meiner Erinnerungskiste, die penetrant nach Räucherstäbchen riecht, ganz weit unten zwischen 1989 und 1992 irgendwo. Da ist er: gekritzelt in kleine Kästchen, sogar die Bleistiftvorzeichnung sieht man noch. Eindeutig von mir. Und eindeutig nicht in einer Zeitung. War wohl nichts mit dem Reich-und-berühmt-werden. Schade.
Und hier ist das gute Stück. Auch wenn die künstlerische Entwicklung in den letzten 22-25 Jahren recht übersichtlich geblieben ist, wenigstens veröffentlicht ist es jetzt*. Und überhaupt: Wer liest denn heutzutage noch Zeitungen. Pah.
*werde ich jetzt berühmt, wenigstens??
So schön. 🍞
Unbedingt berühmt!
Ich habe es getwittert. Zumindest dort bist Du jetzt berühmt - für 2 Sek.. ;-)
Yipii! Ich mach dann mal den Sekt auf!