Was für ein Tag! Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht: Bei strahlendem altweibersommerlichem Sonnenschein den ganzen lieben langen Tag zu Hause bleiben. Weder setzte ich einen Fuß vor die Türe noch räumte ich auf oder putzte oder las Bücher. Die Sonne hinderte ich mittels Gardinen daran, allzu penetrant ins Zimmer zu scheinen, und ich stürzte mich kopfüber und ohne den Anflug eines schlechten Gewissens auf die Nähmaschine und saß wie festgetackert 6 h davor fest.
Ermöglicht hatte mir das der Mann, der samt Kind und Freund*innen einen Ausflug unternahm. Seinen Vorschlag, daheim zu bleiben, nahm ich nach 25 Millisekunden Überlegen an (schließlich möchte ich nicht als komplett unsozial gelten, haha).
Am Tag davor hatte ich auf dem Spielplatz das Büchlein „Nähen“ von Constanze Derham durchgelesen. Ein prima Einsteigerinnenbuch für Näh-Newbies! Ich muss zwar zugeben, dass ich nicht alles verstanden habe - so habe ich das Kapitel über Reißverschlüsse einnähen (ab S. 24) sicher 3x gelesen und nicht kapiert - aber das mag auch daran gelegen haben, dass gefühlt alle 25 Sekunden ein Kind neben mir saß und wollte, dass ich irgendetwas anschaue, mir anhöre oder womöglich mitmache. Außerdem ist „Anleitungen lesen“ für mich auch ein bisschen wie Trockenschwimmen. Ich muss es tun und beim Tun kann ich nachschlagen und mich durch Anleitungen wühlen. Aber wie gesagt: Das Buch ist super als Einstieg, schon alleine, weil viele Grundlagen und Fachbegriffe erklärt werden: wie man ein Schnittmuster vermisst, wie die unterschiedlichen Nähnähte heißen, was Blenden, Belege, Einkräuseln etc. ist.
Sehr gespannt habe ich den Projekte-Teil gelesen - hier sind Anleitungen für eigene kleine Nähvorhaben. Besonders gefallen haben mir hier die Taschen, zumal ich gerade einen kleinen Geldbeutel brauche.
Also habe ich mir das als erstes Projekt vorgenommen. Es ist gut beschrieben und für Anfängerinnen ganz gut machbar, finde ich. An Stoffen habe ich das genommen, was hier rumlag: Reste alter Handtücher, zerrissene Hosen von Kind2, ein alter roter 70er-Jahre-Vorhang und als Innenfutter den missratenen Rock aus meinen Ucycling-Näh-Projekt. War er also doch noch für etwas gut. Uralte Reißverschlüsse hatte ich auch noch.
Schon das erste Täschchen sah ganz gut aus, fand ich. So gut, dass ich, berauscht vom Erfolg, gleich ein zweites hinterherschob. Der Mann wollte schließlich auch eines haben. Und ein drittes. Ein viertes. Nunja, es wurden letztendlich 6 Stück. Weil .. Täschchen kann man ja nicht genug haben, oder? Oder: Es.machte.einfach.saumäßig.Spaß!!! So sehr, dass ich in den 6 Stunden weder den Schlafanzug auszog, noch Tee kochte, noch Schokolade aß.
Dafür hörte ich über weite Strecken die Podcasts „In trockenen Büchern“ von Alexandra Tobor. Sie stellt in 20 Minuten jeweils ein Sachbuch vor und verknüpft die Inhalte sehr unterhaltsam und interessant mit ihren persönlichen Erfahrungen. Z. B. „Konsumkids“ (Susanne Gaschke: „Die verkaufte Kindheit“) über Kinder & Werbung oder über Introversion (Susan Cain: „Die Kraft der Introvertierten“) oder über „Warenästhetik“ (Walter Ullrich: „Alles nur Konsum. Kritik der warenästhetischen Erziehung“). Sehr empfehlenswert!
Jetzt freue ich mich schon auf neue Ideen. Wage ich mich schon an Klamotten? Falls jemand Tipps hat für überschaubare Kleinprojekte: Gerne her damit :-). Morgen muss ich allerdings eine kleine Pause einschieben. Der Mann hat frei und ich bin Kind2 auf dem Bauernhof. Auch schön!!!
oooh Wärmflascheneuleeeeeee *fuchtel*
<3 <3 <3
Haha! Wir haben dich! Auch du wirst ein Nähnerd! (mit Filmschurkenstimme gesprochen).
Aber im Ernst: es freut mich sehr, dass es so einen Spaß gemacht hat und dann auch noch mit meinem Buch (hachhachhach, das wird mich die nächsten Tagen schweben lassen). Zum Reißverschluss-Einnähen gibts bei youtube gute Filme, übers Zusehen lernt mans wesentlich besser als über Beschreibungen. Bei Frau Crafteln gehts ja gerade um Hosen, da hatte eine Kommentatorin dieses Video empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=ZYvCFdFMG2s
Überschaubare Kleinprojekte: im Blog von Pattydoo gibts eine ganze Menge unter „Nähprojekte“, mit Schnittmustern. Am besten zuerst was aus Webstoffen, Jersey mit der normalen Nähmaschine ist nochmal eine erhöhte Schwierigkeitsstufe.
Erfolgreiches Rattern noch!
Vergessen: der Link zum Pattydoo-Blog: https://www.pattydoo.de/blog/
Danke Lucy!!! Bis zum Nähnerd ist es sicher noch ein weiter Weg - aber Spaß macht es so auch schon!
WOW! Wie schön! Wie hast du die Eulen da drauf bekommen? Vor Reißverschlüssen habe ich noch Respekt und traue mich nicht die einzunähen.
Super schön die Täschchen :) sollte mich vielleicht doch mal dran wagen
Ist Frotee (oder wie mensch das richtig schreibt) schwer zu nähen?
Ja, wage dich dran! Es ist echt nicht so schwer. Und nach der dritten kannst du das auswendig und nebenbei Podcasts hören ;-). Das Handtuch (ist das Frottee?) war stellenweise schon etwas verhärtet, das hat mich eine Nadel gekostet, aber sonst ging das eigentlich. Die Eulen habe ich so draufbekommen: Ausschneiden und mit kleinen Stückchen Saum-Vlies (also dem Zeug, mit dem ich bisher die Hosen umgebügelt statt umgenäht habe) draufbügeln, so dass sie nicht verrutschen. Dann mit sehr kleiner Stickgroße im Zickzackstick draufnähen. Ist etwas frickelig und ich musste vor allem die kleinen Stellen (Pupillen) auch teilweise wieder auftrennen. Wenn alles drauf ist, kannst du anfangen, die Tasche zu nähen. Ich hoffe, das hilft dir? Unbedingt zeigen, wenn du was machst!!
Oh ja. nähen kann Spaß machen. Hab neulich etwas für die Arbeit nähen müssen, für die Chefin. Dann dachte ich … Eigentlich kann ich die Nöhmaschine ja draußen stehenlassen. Ich brauche dringend eine neue Jacke zum Rumschlunzen. Leider war ich seitdem noch nicht wieder Zuhause. Mal schauen, ob mich nächste Woche dann das Nähfieber packt …
Die Täschchen sind super hübsch geworden! Deine Einleitung fand ich besonders drollig - das Gefühl kenne ich :-D
Oh, einer der letzten handarbeitsfreien Zonen in meiner Frauen-Blogroll - futsch! Die Einschläge kommen näher. Aber ich will nicht egoistisch sein, es ist schön, dass es Spaß macht. Ist ja auch Beschäftigungs-Vorsorge für weniger sonnige Tage und lange, dunkle Winterabende. Und ich habe mich beim ersten Teil, dem Upcycling, wirklich weggeömmelt. Herrlich war das.
Hehe, wer weiß, vielleicht erwischt es dich ja auch noch :-D.
(Lange dunkle Winterabende … ohoh, vielleicht sollte ich mir ein Spinnrad anschaffen.)
Eine süße Idee, ich mag diese Eule Motive :) Ein tolles Weihnachtsgeschenk. :) Lg aus Algund
Selbst gemacht ist immer was schönes, egal ob Geburtstag oder Weihnachten, oft kann man Selbstgemachtes sogar mehr schätzen als was unnötiges was man nicht braucht :) LG aus dem Pustertal in Olang