Es gibt ein paar Sätze, die bringen mich innerlich recht schnell zu kochen. „Das haben wir schon immer so gemacht“, ist z. B. einer davon und „das klappt doch sowieso nicht“, ein anderer. Beide begegnen mir bevorzugt im Job, wo Vorschläge gerne mal mit Verweis auf die trägen Strukturen abgeschmettert werden. Aktuell ist mein Favorit aber dieser: „Es ist das Beste für das Kind“, gefolgt von einem „wenn“: Wenn es jetzt mal nach Hause und ins Bett kommt. Wenn es überhaupt gleich ganz zu Hause bleiben könnte, anstatt auf Reisen um die Welt geschleppt zu werden. Wenn es eine klare Struktur hat. Wenn es nicht so lange in der Krippe bleibt … usw.usf. Es ist das pseudo-Objektive, das mir auf die Nerven geht, als gäbe es einen allgemeingültigen Maßstab, eine Wahrheit, einen einzigen richtigen Weg. DAS BESTE ist der Superlativ, da geht nichts mehr drüber, da gibt es keine Seitenwege. Und schon gar keine Diskussion.
Zudem schwingt in diesem Satz eine unterschwellige Anklage, ein Vorwurf mit. Impliziert er doch, dass ich wohl gerade dabei bin, haarscharf am Kindeswohl vorbeizuhandeln, wenn ich von selbst DAS BESTE nicht sehe. Vielen Dank für den Hinweis, da hatte ich doch eben vor, das arme Kind völlig zu überfordern und auf seinen Bedürfnissen herumzutrampeln - und hätte den Schaden noch nicht einmal bemerkt. Wie gut, dass hier jemand besser Bescheid weiß und rechtzeitig die Notbremse zieht.
Und last but vermutlich not least werden persönliche Erfahrungen und Meinungen hinter Verallgemeinerungen versteckt. Ein „ich“ kommt in diesem Satz nicht vor, eine Begründung schon gleich gar nicht. Das ist schade. Denn beides könnte ja durchaus spannend und nachvollziehbar sein.
Sah ich noch! Und meistens: Die Mutter ist der Mutter Wolf, anstatt endlich mal zusammenhalten.