Spätestens sobald man selbst welche hat, sind Kinder ja immer wieder ein Thema. Zumindest geht mir das so: ich rede mit dem V., mit Eltern & Freund/innen über die Große und den Kleinen, teile Freude, hole mir Rat. Das fing an, als sie noch mini-klein waren und wir uns über Still- und Schlafrhythmen, Babykacke und das veränderte Leben unterhielten. Je größer sie werden und je mehr sie verstehen, desto zweifelhafter finde ich das. Nicht das „über’s Kind reden“, denn den Austausch brauche ich, sondern in Anwesenheit des Kindes dieses zum Thema machen. Und ich mag mir auch keine Klagen (oder Lobeleien) anderer Eltern im Beisein deren Kinder anhören. Denn das läuft meistens auf so etwas hinaus:
„Ja, also der P., der hat sich ja neulich in der KiTa wieder so einen Klopfer geleistet und einem anderen Kind voll reingetreten. Der ist grad dermaßen aggressiv, auch zu Hause, t o t a l nervig.“ „Ohje, ja, ätzend. M. zickt auch gerade. Nie passt ihr was, immer großes Geschrei, man kann’s ihr nie rechtmachen.“ ..
Die Kinder sitzen dabei oder mit Riesenohren ein Stückchen entfernt und sie hören: Ich bin aggressiv, ich nerve, ich bin zickig usw.
Was macht sowas mit einem? Werden da nicht die kritisierten Verhaltenweisen eher zementiert? Was geht in einem Kind vor, wenn es so etwas hört? Worte können verletzen - und sie können einen ein Leben lang beeinflussen. Bei manchen Sätzen aus meiner Kindheit / Jugend hat es Jahre gebraucht, bis ich mich von ihnen lösen konnte.
Und generell, egal ob es sich um Negatives oder nette Anektödchen dreht: Unter Erwachsenen gilt das über-den-Kopf-Anwesender-hinwegreden ja eher als extrem unhöflich (oder etwa nicht?). Mit Kinder wird das allerdings ständig gemacht. Es wird über sie geredet, nicht mit ihnen. Sie werden beurteilt, bewertet, es wird über sie erzählt.
Faustregel für mich selbst (hoffentlich gelingt es mir): Mit Anwesenden, ob klein oder groß, immer direkt kommunizieren. Und mich möglichst nicht bei einer Eltern-stehen-zusammen-und-jammern-Dynamik mitreißen lassen. Ich versuch’s.
Sehr sehr guter Beitrag. Ich bin hundertprozentig deiner Meinung. Über diese Regeln, die für das „erwachsene“ Miteinander gelten, bei Kindern hinwegzugehen, zeugt von mangelndem Respekt gegenüber den Kindern.
Stimme auch zu. Vielleicht kommt es vor allem darauf an, Kinder nicht ständig zu beurteilen oder ihr Verhalten zu problematisieren. Eine gemeinsam erlebte Geschichte erzählen finde ich zum Beispiel in Ordnung. Oder von eigenes Gefuehlslagen. Sonst waere das Gespräch ja arg eingeschränkt.
Danke euch.
@holger: sehe ich auch so. Und bei diesen Erzählungen können die Kinder ja auch mitreden.