Wir packen unser Reisezeug, fast dieselben Klamotten wie für die Elternzeitreise vor zwei Jahren für uns und viel größere für Kind2 und quetschen alles in den Koffer, der ein bisschen klein ist und fast aus den Nähten platzt. Das Laufrad darf mit, die Kraxe auch, sonst ist Minimalismus angesagt, alte Regel bei uns, das Reisen soll möglichst unbelastet von schweren Dingen sein. Selbst der Kulturbeutel wird geteilt.
Auf Teneriffa hat es um die 20°C. Die sonst so trockene, karge Landschaft im Süden ist überzogen mit zartgrünem Flaum. Lavendel blüht, Wolfsmilchgewächse sprießen, Kakteen so grün. Es braucht nicht wie sonst den zweiten Blick, um die Schönheit der Insel zu entdecken.
El Medano, das kleine Städtchen am Meer, ist eine alte Bekannte. Die Eisdiele, wo es das beste Schoko-Cookies-Eis gibt, das Neptuna mit dem leckeren comida para llevar, der Spielplatz an der Plaza, die Promenade, auf der ein gemischtes Publikum flaniert, alte Leute, junge Leute, Familien, Kitesurfer - zum Umfallen cool, aufgebrezelte Omis und die Funktionsklamottenfront sind hier vereint. Kind2 fährt mit dem Laufrad Slalom durch die Menge und bewundert die dicken Plastik-Motorroller der einheimischen Kinder.
Kind1 & Freund kommen zwei Tage später nach und machen es sich gemütlich, für entsprechendes Chaos haben wir bereits gesorgt. Wenn wir vom Frühstück am Strand zurückkehren - das lautlose Hinausschleichen klappt meist eher mäßig gut - stehen die beiden auf und wir planen den Tag. Ausflüge auf die Caldera, die Mondlandschaft der Las Cañadas, die so wirkt, als läge sie schon immer da, schwarzsspitziges Geröll, erkaltete Lava, ein erstarrtes Monument. Wir machen eine kleine Wanderung am Fuße des Teide, den Kind2 Teido nennt, was sehr spanisch klingt, an Schnee und steilen Geröllhängen vorbei. Wir laufen an der Küste entlang auf einem wunderschönen Weg zum Leuchtturm an der Südspitze der Insel, ein Schild weist ihn als Teil des Programms für Solidarität und Steuerung der Migrationsströme aus. Solidarität bezieht sich auf die Mitgliedsstaaten der EU, nicht auf die Menschen, die hier Schutz suchen, versteht sich.
Der Spielplatz gehört zum täglichen Programm, morgens, mittags, abends. Er ist vor allem am Wochenende gerammelt voll, laut und trubelig. Eltern sitzen auf den Steinstufen und betrachten (meist) entspannt das Treiben, trinken Bier, essen Eis und quatschen. Daneben eine Gruppe junger Leute mit Gitarren, ganz für sich, mit ihren Hunden. Überhaupt Hunde, die gibt es wie Sand am Meer, jedes zweite Paar hat geschätzt einen dabei, mir gehen sie auf die Nerven, weil sie gerne mal hinter einem laufradfahrenden Kleinkind hersausen.
Kind2 möchte mit anderen Kindern spielen, so richtig funkt es aber nicht und ist einmal eine Annäherung gelungen, ist das Kind am nächsten Tag nicht mehr da. Es ist ein Kommen und Gehen und wir sind kein guter Ersatz für Spielkumpan*innen. Das war während der Elternzeitreise deutlich anders, da genügten wir noch voll und ganz. Jetzt freuen wir uns auf die nächsten Wochen, in denen eine zweite Familie mit uns weiterreisen wird.
Nach einer Wochen fliegen Kind1 und Freund gut erholt zurück, auch wenn Ausschlafen nicht immer möglich war und wir eine eher partymüde Gesellschaft darstellten. Aber schön war sie, unsere kleine Familienreise. Wir sagen traurig „bis bald“ und schauen noch dem Flugzeug nach, das morgens sehr früh gen Deutschland abhebt.
Fast 3 Wochen liegen noch vor uns. Auf geht’s nach Gomera!
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