Kleinkindkonversation

Kind2 kann inzwischen das eine oder andere Wort, verständliche Mini-Unterhaltungen sind möglich, manchmal aber hat es wortkarge Phasen, da reichen ihm genau zwei. Zwei Worte. Beim Abendessen zum Beispiel:

Kind2: “Meehr!”

Mama: “Was ‘mehr’? Mehr Brot?”

Kind2: “Nein!”

Mama: “Mehr Käse?”

Kind2: “Neein!!”

Mama: “Was dann ‘mehr’? Zeig mal!”

Kind2: “Meeehr!”

Mama: “Wasser? Trinken? Banane?”

Kind2: “Neeeeein!!!!”

Mama (schwitzt): “Apfel? Brot? Achne, hatte ich schon … Butter? Einen rosa Elefanten? Schokolade?”

Kind2: “NEEEEIN!!”

Mama: “Ja, was willst du denn dann?”

Kind2: “MEEEEHHHRRR!!!”

Äh, ja.

Veröffentlicht unter Alltag mit Kind | Verschlagwortet mit , , , | 5 Kommentare

Der Städterinnentraum

Mit bloßen Händen wühle ich mich durch die feuchte Erde, sortiere Kraut von Kram, schneide Bäume, Rosen, Reben, pflanze Blümchen, Karotten, Rosmarin. Und lasse mich nach getaner Arbeit zufrieden auf das Bänkchen fallen, betrachte die Sonne beim Untergehen. Ich, die leidenschaftliche Gärtnerin.

Soweit die Theorie, besser: meine Fantasie. Ich träume den typischen Stadtkindchentraum, besonders wenn ich die Tage im Büro verhocke: Zurück zur Scholle, zur Natur. Nicht immer nur Internet und Mediengedöns. Mal was Richtiges machen. Und dazu Salat.

Dabei kann ich gerade mal ein Gänseblümchen von einer Osterglocke unterscheiden. Aber unausgelebte Fantasien haben die Angewohnheit, sich als Idealvorstellungen im Kopf festzusetzen und ein bisschen Unzufriedenheit im Alltag zu säen. Hätte ich, dann könnte ich, dann würde ich, ein Leben im Konjunktiv.

Nun tritt mein Städterinnentraum aus dem Konjunktiv heraus, denn  wir haben tatsächlich ein Gärtchen ergattert, gleich ums Eck, ein kleines Fleckchen Erde, zugewuchert mit Gestrüpp, einem halbverfallenen Schuppen und einem Rattennest unterm Kompost. In einem Gewann des Kleingartenvereins, in welchem ich nun Mitglied bin. Mit Ausweis und “Kleingartenordnung für Dauerkleingärten” und allem Drum und Dran. Hätte mir das jemand vor 5 Jahren prophezeit, hahaha, ich doch nicht, tsss, Kleinkrämergartenkolonie. Die mit dem Zwerg. Und der Fahne. Und dem Lineal. Zum Beete ziehen. (Aber sonst habe ich keine Vorurteile. Nein).

Nun bin ich also selbst dabei. Vertrag unterzeichnet, Schluss mit Fantasie, jetzt wird sich zeigen, wie sich die naiv-städtischen Träume in der Praxis formen. Ob ich nicht beim ersten Regenwurm, der mir über die Finger kreucht, kreischend Reißaus nehme und lieber das arme Internet mit Schneckentexten volljammere. Ob ich wirklich die Feierabende im Dreck wühlend verbringe oder schlicht vor lauter Grillpartys nicht zum Buddeln komme. Als erstes kaufe ich jedenfalls mal ein Gartenbuch und lese nach, was es außer Gänseblümchen noch so gibt. Auf dass es bald mal Frühling werde!

Unser Hüttchen wird auch so schön. Und wir ebenso.

… oder ist ein Schrebergarten der Gipfel der Verspießung?!?

Veröffentlicht unter freie Zeit, Nestgeplauder | Verschlagwortet mit , , , , | 16 Kommentare

Schatz, wollen wir Unterhosen shoppen gehn?

Auf dem Weg zur Sportabteilung durchquere ich den Herrentrakt. Ein dezent gehaltenes Stockwerk, Textilien in grau, braun, dunkelblau, gedämpfte Atmosphäre. Hier gehen also die Jungs shoppen, denke ich noch. Aber von wegen: Vor den Unterhosen steht eine Dame, befühlt kritisch Stoff für Stoff, neben ihr wartet ein Mann, unbeteiligt schaut er drein. Etwas weiter steht junges Pärchen, männlein-weiblein, sie hält ihm einen Pullover unter die Nase. Mmmh, könnte passen, nur, die Farbe?!  Aus der Kabine kommt ein Herr geschlappt: “Nu’ dreh dich doch mal um, ich muss das auch von hinten sehn!”, dirigiert seine Begleitung. Am “Sale”-Ständer wühlt sich eine Frau durch’s Angebot, während ein Jüngling auf ihre Auswahl wartet.

Pärchen, Pärchen, Pärchen, wohin ich schaue, ich fass’ es nicht. Ehemänner, Freunde, Söhne, mit Ehefrauen, Freundinnen, Mütter. Kaum ein männliches Wesen ist hier alleine unterwegs. Ein leichter Grusel treibt mich weiter. Ich könnte noch in die Damenabteilung gehn um nachzusehen, ob dort die Herren im Eckchen warten, bis es wieder nach Hause geht. Aber das ist sicher nur so ein Klischee, denke ich und wende mich den Jogginghosen zu. Nur ein Klischee, nicht wahr?

Veröffentlicht unter Kurioses, Rosa&Hellblau | Verschlagwortet mit , , , | 6 Kommentare

Das Winterstubenkind

Alles weiß weiß weiß, die Sonne strahlt, knallblau der Himmel. Das treibt selbst uns vom Sofa runter. Wir müssen raus, das Kind ausführen, Kinder brauchen Bewegung, frische Luft, sie lieben Schnee.

Alle Kinder? Nun, fast alle Kinder. Bis auf eines, ein sehr kleines. Das mag keine Bewegung, zumindest nicht in kalter Luft, schon gar keine im Schnee. Schnee, das komische Zeug, von dem die Eltern so begeistert sind, “schau doch mal, wie schön”, das kalte, nasse, blöde Zeug. Nein, das kleine Kind bleibt wie angewurzelt an der Haustüre stehen, es geht keinen Schritt, will in den Kinderwagen, und zwar sofort. Genau wie gestern, vorgestern, so geht das schon seit Wochen.

Wir rollen los, vielleicht gibt sich das ja, den Berg hinauf, schwitzend über Stock und Stein. Durch den Wald und bis zur Wiese. An vielen Schafe vorbei, über viel Schafsscheiße hinweg, es blökt von allen Seiten. Das Kind ist erstarrt, unbeweglich, ungerührt. Sollen die Eltern doch ihren Spaß haben, ihm ist’s egal. Es läuft nicht einen einzigen Schritt, will  nicht einmal den Boden berühren. Der Kinderwagen ist sein sicherer Hort. Selbst die Schokomuffins, am Kiosk in der Sonne, können es nicht erweichen.

keine Stubenhocker

Stunden später plumpsen die Eltern mehlsackschwer aufs Sofa, sehr erschöpft von Sonne, Schnee und frischer Luft. Ein minikleines Mittagsschläfchen, ach das wäre schön. Doch kaum im Warmen, erwacht der kleine Wicht aus der Erstarrung. Jetzt kann die Party steigen. Und schwupps werden die Großen vom Sofa gehüpft.

Ein kleines Winterstubenkind!

Veröffentlicht unter Alltag mit Kind, freie Zeit, Wandern mit Kind | Verschlagwortet mit , , , | 11 Kommentare

Wildschweine müssen draußen bleiben

Zuerst verboten die Ordnungshüter das Feuermachen auf nicht-genehmigten Feuerstellen. Mit Schildern, einmal rings um die Wiese rum, damit es keiner übersieht. Dann das Feuermachen auf den ehemals legalen Feuerstellen. Mit Schildern, versteht sich. Nun dürfen auch die Wildschweine nicht mehr auf die Wiese. Und damit die das auch kapieren, gibt es wieder ein Schild: Ein Wildschweine-Betreten-Verboten-Schild!

Zutritt verboten

Was wohl als nächstes kommt?

(Partywiese ade - es waren sehr schöne Zeiten mit dir!)

Veröffentlicht unter Kurioses, Pix | Verschlagwortet mit , | 12 Kommentare

Den Sekt trinken die anderen

“Keine Angst, ist nur eine Allergie, ich stecke sie nicht an”, sage ich nach dem Niesanfall, und lüge dabei nur ein kleines bisschen. Wäre doch gelacht, wenn ich die Schulung nicht abhalten könnte, mit dem bisschen Schnupfen. Doch dann geht es kontinuierlich abwärts: Keine Taschentücher mehr, olivgraue Klohandtücher schmiergeln die Nase ab, der Kopf schwillt zu, das Herz klopft laut. Och nö.

Kein ausschweifendes Gelage beim nachmittäglichen Omageburtstag, nur dumpfes Brüten in der Sofaecke, gegenüber die kranke Nichte, mit zunehmend schlechter Laune und fließender Nase. Den Sekt zum 94. Jubiläum trinken die anderen.

Sekt für das Geburtstagskind

Nun liegt hier unter Bergen von zerknüllten Taschentüchern, eingehüllt in Heilpflanzenölschwaden im Bett ein leidend Wesen. Keine Lust zu nichts. Will nicht schlafen, will nicht lesen, will nicht Film schauen, will nicht aufstehen, will nicht nichts. Will nur jammern. So also fühlte sich das kleine Kind in den fünf Tagen, in denen es wie Klebstoff auf meinem Bauch hing - und mir die Viren weiterreichte. Hatschi - und keine Pointe.

Veröffentlicht unter Nestgeplauder | Verschlagwortet mit , , | 11 Kommentare

Feedreaderperlen IV

Die letzten Tagen standen im Zeichen des #Aufschreis. Mich hat das Ganze ziemlich aufgewühlt, all die  eigenen und die vielen vielen Erlebnisse anderer Frauen, die über Twitter und Blogs in mein Wohnzimmer gespült wurden. Am Sonntag habe ich das erste Mal seit 100 Ewigkeiten wieder fern gesehen, den Jauch nämlich, und dabei meinen Kopf ca. 1 Mio mal gegen die imaginäre Tischkante gehauen. Die Sendung war eines der vielen Beispiele dafür, warum es den #Aufschrei braucht.
Es gibt inzwischen so viele tolle Blogartikel dazu, dass ich mit dem Lesen nicht mehr hinterherkomme. Eine kleine Blogschau findet ihr bei Kleiner3 (s. auch die Kommentare dort). Besonders berührt hat mich der Artikel von Nele Tabler, die die Jauch-Sendung auseinandernimmt und über Wiebke Bruhns schreibt. Sie war erste Nachrichtensprecherin in West-D-Land und trat an, als ich so ungefähr geboren wurde. Ein Einblick in eine andere Zeit! Warum Bruhns den alltäglichen Sexismus in gewisser Weise als Normalzustand und unveränderlich empfindet, erklärt Antje Schrupp sehr nachvollziehbar.

Dieser Text made my day: Der Hausdrachen schreibt über Rituale, Silvester, eine 70jährige und ein Kind, das extrem wütend über “Omas Arschlochwünsche” ist. Ich lag unterm Tisch vor Lachen.

Bei der Nuss gibt es einen sehr schönen kurzen Text über das Weitermachen

Viele meiner Lieblingsblogs sind inzwischen in Vollansicht via RSS, also im Feedreader, lesbar. Einige leider noch nicht. Darum ein kleiner Appell: Lasst eure Texte frei! Ich will euch lesen! Diese Anteaserei über RSS hat bei mir eher den Effekt, dass ich tolle Texte verpasse. Wieso weshalb warum erklärt euch das Nuf. In WordPress lässt sich das übrigens in 20 s umstellen: WordPress Dashboard -> Einstellungen -> Lesen -> “Zeige im Newsfeed” -> “Ganzen Text”. Also: Bittebittebitte!

Und kurz vor Schluss: WordPress hat hier (wie auf vielen anderen Blogs) ab&zu Werbung geschaltet, zuletzt offensichtlich irgend so einen Abnehm-Mist. Das sollte nun nicht mehr vorkommen, ich bezahle ab sofort dafür, dass es hier werbefrei ist. Wer noch Werbung entdeckt: bitte melden.

Und ganz zum Schluss: Wie schafft ihr das eigentlich, Familie, Job und Blogs lesen unter einen Hut zu bringen? Dafür bräuchte eine doch mindestens einen 72h-Tag, oder?

Veröffentlicht unter Feedreaderperlen | Verschlagwortet mit , , | 4 Kommentare