Seit der Geburt unseres Sohnes vor 1 1/2 Jahren teilen der V. und ich ja vieles: Wohnung, Geld, Müllruntertragen, Einkaufen, Wickeln, Nachtwachen etc. Vielleicht am Einschneidensten ist aber- so kommt es mir zumindest bisweilen vor - das Teilen von Zeit. Wir haben nicht nur ein gemeinsames Bankkonto, sondern virtuell auch ein gemeinsames Zeitkonto. Nimmt eine/r was runter, ist weniger für den anderen drauf.
Natürlich ist die Gleichsetzung von Zeit & Geld ein bisschen quatschig - und dass man Zeit nicht sparen kann, weiß ich spätestens seit Momo auch. Aber tatsächlich ist Zeit - im Sinne von frei verfügbarer Zeit, in der ich tun und lassen kann, was ich möchte - zu einem knappen Gut geworden, über das wir jeweils nicht mehr so ohne weiteres individuell bestimmen können. Mittags mit Freundinnen verabreden, Spazieren gehen, Mittagsschläfchen, mit einem Buch im Bett abhängen, abends Ausgehen, womöglich übers Wochenende wegfahren - all das geht nur noch nach Absprache. Denn der/die andere muss sich derweil um das Kind kümmern, kann also über seine Zeit nicht frei verfügen.
Vielleicht ist das (für mich) eine der größten Herausforderungen beim Kinderhaben. Die Hausarbeit geht ja einigermaßen dank diverser Geräte (schreibe ich gerade mal so entspannt, während ich am PC sitze. Aber klar: Wenn ich nur daran denke, ich müsste per Hand Windeln und Wäsche waschen, Teppiche ausklopfen, Geschirr spülen …) und heruntergeschraubter Sauberkeitsansprüche. Aber das ständige Verfügbarsein für die Bedürfnisse eines kleinen Menschens, das Verfügen über “meine” Zeit, das finde ich manchmal etwas anstrengend. Mir wird schnell langweilig, ich werde gereizt, besonders wenn ich gerne etwas anderes tun würde als auf dem Spielplatz rumzustehen.
Ein Glück sind wir zu zweit. So kann ich mich ab&zu ausklinken, Zeit für mich haben. Um danach die gemeinsame wieder zu genießen. Und der V. natürlich auch. Meistens schaffen wir es auch, das sich-Zeit-nehmen nicht gegenseitig aufzurechnen, was manchmal auch eine Herausforderung ist …
Wie funktioniert das mit dem gemeinsamen Zeitkonto, kannst Du das genauer erklären?
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Ich versuche es mit einem Beispiel: Wenn ich mich nachmittags spontan mit einer Freundin treffen möchte, muss ich das mit V. absprechen, damit er so lange auf das Kind aufpasst. In dieser Zeit kann er sich nicht gemütlich aufs Sofa legen und lesen, das geht mit einem 1,5 Jahre alten Knirps nicht (zumindest nicht mit unserem😉 ). Also: die Zeit, die ich mir nehme, hat er nicht mehr zur freien Verfügung. Ich habe das Bild des “Kontos” dafür gewählt, um zu verdeutlichen, dass unsere Zeitplanung inzwischen eng miteinander verbunden ist und (fast immer) direkte Auswirkung auf den anderen hat.
Wir teilen uns die Betreuung unseres Sohnes halb-halb auf, das klappt ziemlich gut und (meistens) ohne “Aufrechnen”.
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Schönes Foto Ich bewundere dich für “für sich Zeit nehmen”. Obwohl ich weiß, dass es notwendig ist, ich habe was anderes von meiner Familie gelernt und ich glaube, dass ich zukünftig es noch “entlernen” muss. Ohne Schuldgefühle geht wahrscheinlich nicht. Weiter so! Grüssle!
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jaaa, Schuldgefühle & schlechtes Gewissen begleiten mich auch immer wieder. Aber auf der anderen Seite sind wir beide deutlich entspannter, wenn wir auch mal zu anderen (nicht-family-) Dingen kommen. Der Kleine übrigens auch (dem ist es mit uns Ollen auch manchmal langweilig😉 ).
P.S. Danke dir :-*. Das Foto habe ich gerade in Zeelands / NL gemacht.
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Gemeinsames Zeitkonto, das trifft es genau! Bei mir kommt das schlechte Gewissen deswegen auch nicht, weil ich denke ich sollte besser arbeiten als etwas Freizeit zu genießen, sondern weil mir mein Partner leid tut, der gerade die Kinder hütet. Richtig auszuschlafen traue ich mich deswegen gar nicht mehr…
Anders herum erwische ich mich aber auch oft dabei, wie ich nachhalte “Du wolltest doch nur kurz EINE Sache erledigen nicht noch drei weitere!”
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oh, richtig ausschlafen ist aber wichtig, ausgeschlafen lässt sich doch alles besser aushalten (oder genießen)😉 Ich kenne die “Nachhalterei” auch, es ist nicht immer leicht, da nicht reinzuverfallen, vor allem, wenn man eh schon gestresst ist und auch gerne noch was erledigen würde. Dann geht schnell das Aufrechnen los. Das ist die Negativ-Schlaufe. Die positive kann aber auch gut klappen: die eigene Freizeit genießen (aussschlafen!) & sie sich selbst zu gönnen - und dem Partner eben auch.
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